SAALBAU RECKLINGHAUSEN | 2010

Gedanken über das Bauen am historischen Saalbau Recklinghausens: Die Geschichte der Stadt Recklinghausen ist, wie die vieler anderer deutscher Städte, zugleich die Geschichte verlorengegangener Stadträume und Architekturen. Vergangenes ist jedoch nicht unbedingt Vergessenes. Verluste können nicht verdrängt werden. Sie sind als Bereicherung zu verstehen. Es ist eine Grunderfahrung, dass wir Dinge verlieren. Vergangenes hinterlässt jedoch Spuren und kann damit einen unerhörten Wert erhalten. Dieser Wert wird hier als genius loci verstanden. Dieser existiert in uns. Der ständige Wandel einer Stadt ist ein dialektischer Vorgang. Für den Umgang mit dem städtischen Saalbau der Stadt Recklinghausen bedeutet das die Aufforderung zur Hinzufügung weiterer dialektischer Komponenten als gegenwärtige Stellungnahme. Was sich in der Geschichte als Widerspruch und Bruch ereignet, wird durch das offenbar, was man neu hinzufügt.

Gesamtkonzept: Bei der vorliegenden Arbeit zeigt sich die Absicht, den aktuellen Bruch in der Geschichte des Ortes zu akzeptieren und daraus neue Möglichkeiten zu entfalten. Ziel ist es ein Erlebnisfeld der geschichtlichen Brüche in unmittelbarer Nähe zum Herzen der Stadt zu schaffen. Einen historischen Ort mit einem einmaligen Ausdruck der Gegenwart. Es wurde eine prinzipielle, einfache Lösung angestrebt, die einerseits den historischen und denkmalpflegerischen Gesichtspunkten Rechnung trägt und andererseits der städtebaulich schwierigen Situation eine neue Ordnung verschafft. Es handelt sich um einen schlichten Baukörper mit großzügigen, begrünten Terrassen und amphitheaterartigen Treppenanlagen, die sich aus dem Hang schieben. Durch eine effektive Nutzung der rückseitigen Topographie gelingt es hier einen großzügigen, parkartigen öffentlichen Raum zu schaffen. Die klar angeordneten Außentreppen im Fassadenzwischenraum und die rampenförmigen Spazierwege am Hang ermöglichen den Menschen, in der Gesamtanlage störungsfrei zu flanieren.

Gebäudekonzept: Der eigentliche Saalbau wird originaltreu erhalten bleiben. Die bisher versteckte schöne Dachstuhlkonstruktion wird von innen durch Gitterrostabhangdecken und von außen durch das Glasdach sichtbar. Im Boden werden Hubpodien eingerichtet, damit grenzenlose Flexibilität der Saalnutzungen gewährleistet wird. Im Erdgeschoss sind der Saal und die Kongressräume angeordnet, im Obergeschoss Galerieräume des Saals, Pausenbereich und Cafeteria. Die beide Ebenen werden über Rolltreppen und die freien Treppen im Fassadenzwischenraum verbunden. Vom Foyer und der Cafeteria ist der Außenbereich am Hang direkt betrettbar. Die Cateringküche ist über beide Ebenen verbunden, damit sie für die Saalbedienung und Restaurantzwecke genutzt werden kann. Die Anlieferung erfolgt über die Tiefgarage. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei geplant. Das massive Bauteil öffnet sich an der Stirnseite mit der Doppelfassade aus Glas-Primärfassade und Glasbaustein-Sekundärfassade. Der massiv und zugleich transluzent wirkende Hauptbaukörper birgt eine Charakteristik der Leichtigkeit durch vertikal gegliederten Glaswände und schlank proportionierte Stahlstützen und Geländer.

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